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Texas, wild West!

Ich bücke mich zum Kocher hinunter und sehe neben mir 2 Stiefel. Langsam blicke ich hoch, ein Revolver steckt locker in einem speckig, schwarzen Halfter. Beim Gurt angekommen, ein Jagdmesser mit Horngriff, Patronentasche sieht nicht leer aus!
„How are you, Guy, your Rigg is beautyful!“
Nachdem ich mich etwas gefasst hatte, bedanke ich mich, ich finde auch, dass Zorro gut aussieht. 
Vor mir steht ein gut 80jähriger, steigt unbeweglich auf den Beifahrersitz und seine nicht viel jüngere Frau tritt voll aufs Gaspedal des unglaublich grossen Campers! 
Texas heute!

Um halb zwei in der Früh wollte ich Evelyne wecken, aber sie war offensichtlich schon lange wach. Es windet derart stark, dass ich hinausgehe und die Markise einrolle. Zorro schüttelt sich im Wind. Ein kleiner Sandsturm gibt sich die Ehre… 
Eine halbe Stunde später gehen wir beide hinaus und sichern das Heckzelt, indem wir es abbauen. Nachts, im Sandsturm, nicht ganz einfach. Aber, Evelyne kennt mittlerweile auch jeden Griff und wir schaffen das.
Ziemlich wild, das Ganze!

Gestern wurde der lecke Benzinkanister für die Kocher ersetzt. In El Paso gibt es einen Megastore für Outdoor-Artikel. Wir setzten unsere Fahrt fort und bewunderten schon am Spätnachmittag die spezielle Stimmung am Himmel. Das waren eigentlich schon klare Anzeichen des Unwetters.

„How many beers had you already? Die toll uniformierte Park-Rangerin sieht ziemlich grimmig zu unserem Tischchen, wo zwei Dosen Bier zum Apéro stehen! 

Das sind die ersten, gebe ich zur Antwort und nerve mich sehr über den Auftritt der „Beamtin“. Wo ist die Registrierung für diesen Platz⛺️?
Wir sind auf einem riesigen Campingplatz im Big Bend Nationalpark, unmittelbar an der mexikanischen Grenze, sehr gut ausgebaut, jeder Platz mit Grill und jeder Hydrant mit Funkausrüstung (?), Bären-und Wildschweinboxen für Esswaren, nur dauerte die Online-Registrierung etwa eine Stunde und kam nur zustande, weil ein Texaner mir schlussendlich seine TEL-Nummer zur Verfügung stellte. Mit einer Schweizer Vorwahl geht das nicht.
Wir sind die Einzigen und an der Tür des Visitor-Centers steht: „closed until 1st of November!“

Sehr stolz aber etwas genervt, zeige ich ihr die Mail mit der Registrierung. Das war dann offensichtlich „zuviel“ für sie, vermutlich hat sie nicht damit gerechnet, dass wir uns registrieren obwohl alles leer ist.
Die Räder ihres Fahrzeuges stehen nicht alle auf dem Kies! Parkieren sie um. Der riesengrosse Campingplatz ist absolut leer und ich muss umparkieren, weil 2 Räder nicht ganz auf dem Kies stehen. 
Tja, sie hat das sagen…

Was haben wir nicht alles gesehen, heute! Ein Prada-Laden (!) als Kunstwerk mitten in der Prärie, eine Filmszene mit konstant laufender Musik (Photovoltaik) mitten im nowhere, liebevoll geschmückte Eingangstore der vielen Cattle-Ranches und farbenfrohe Wandbilder auf den Fassaden, einfach texanisch…! 

Mit dem Übernachten, hier am Rio Grande, ein Steinwurf von México entfernt endet unsere Fahrt in den Süden und Osten durch ein riesiges Texas, mit Prärien soweit das Auge reicht. 
Dabei haben wir ja nur einen ganz kleinen Teil von Texas gesehen. Von nun an geht es wieder nordwärts! 
Die Kojoten heulen uns in den Schlaf!